SKG?
Was soll das denn heißen?
Sonja Kowalski, Göppingen
Ich persönlich leite das G auch gerne zurück auf Goldap, dem Namen der masurischen Kreisstadt im ehemaligen Ostpreußen, die den Aufschlag der Familie in deutschen Landen kennzeichnet. Bis zur Flucht 1944 war Goldap/Grilsen, ehemals Ballupönen, heute Grygieliszki/Polen, am Loyer See, Heimat der Familie Kowalski. Ort und Landschaft sind mir ungeheuer stark ans Herz geheftet.
Die Familie überlebte den Überfall der russischen Armee auf die Stadt und dem nordöstlichen Ostpreußen zu Beginn des Ersten Weltkrieges, nur knapp. Selbst meine Ur-Großmutter hatte als 12 Jährige zum Gewehr greifen müssen um sich ihrer Haut zu wehren.


Wolfgang Kowalski (WKG)
Warum hier ein paar Zeilen über den Mann an dessen Umfeld ich groß zu werden hatte?
Es gab während des Entwurfs und des Schreibens des Science Fiction Romans "Raumkreuzer Beethoven" eine Situation in der ich begriff, wie prägend sein berufliches Wirken auch für mich geworden war.
Ein Raumkreuzer hat Kampfstationen, hat Bewaffnung und - unter Umständen - eine Kampfauftrag. Ich hatte einzutauchen "ins Militärische" - und deutlich weniger Probleme damit wie sie die meisten anderen Autoren - vor allem wohl auch AutorINNEN gehabt hätten.
Wolfgang Kowalski war nicht nur im erweiterten Teil des Redaktionsteams einer Fachzeitschrift für Plastikmodelle. Er war einer der führenden Experten im Bereich Flugzeuge und Panzer WW2 für den japansichen Modellbauer Tamiya. - Shushunka Tamiya persönlich hat in seinem Buch "Master Modeller - Creating the Tamiya Style" über 3 Seiten hinweg einen Lobgesang über sein "Enzyklopisches Gedächtnis" angestimmt. Einige der Modelle verdanken ihre hohe militärische Präzision seinen Kenntnissen.
Er war ein unerträglicher Komisskopp der mich dennoch immer neu zum Staunen bringen konnte sobald ich Ohrenzeugin wurde, wie er in Telefongesprächen unerhörtes Detailwissen über Bewaffnung-und Bewaffnungsvariationen bei einzelnen Panzertypen in den kämpfenden Einheiten, mal eben aus dem Ärmel schüttelte.
Den Bauplänen zu den maßstabsgetreuen Modellen, setzte Tamiya jeweils ein Essay voraus aus dem hervorgeht, wo dieser Typ Panzer oder Flugzeug im Krieg eingesetzt worden war, an welcher Front er welche Bewaffnung hatte etc. Diese Biografien waren und sind selbst unter Militärhistorikern hoch geschätzt. WKG war einer dieser maßgeblichen Autoren.
Statt es mich stolz macht, erschüttert es mich. Denn ich habe keine wirkliche Erklärung dafür woher all dieses Wissen kam. Ich habe tatsächlich keine Ahnung wer dieser Mann war.
Für die spätere Autorin SKG sprang immerhin eine Kindheit und ein Heranwachsen heraus, das auch schon mal darin bestand einen Umschlag aus dem Briefkasten zu holen, in dem das Verteidigungsministerium von Israel euphorisch die originalen Baupläne ihres berühmten "Merkava"-Panzers dem Panzer-Experten von Tamiya zusandte, kaum dass die Japaner ihr Interesse bekundet hatten ihn als Plastikmodell auferstehen zu lassen. Später durfte ich dann den ausgebreiteten Bauplan vom Tisch nehmen, als Essen aufgetragen wurde. - Was wohl die Sowjets damals für diesen Anblick gezahlt hätten?
Ich hielt unzählige "Waffenrevue"n in Händen (der örtliche Kriminalkommissar holte ihn ja zur Hilfe sobald Handfeuerwaffen aus dem Krieg bei einem Verbrechen auf tauchten - ja dafür war er auch noch Experte), weil sie aus dem Weg geräumt werden mussten und Unmengen an anderer Fachliteratur. Manchmal schien es als schauten mich während meiner Kindheit aus Buchseiten nichts als Gerätschaften in Tarnanstrich an.
ABER als ich bei meinem Schreiben des Science-Fiction- Romans an die Stellen gelangte an denen es darum ging meinen Protagonisten in Gefechtssituationen zu bringen und es dabei darum ging originale Befehle zu geben, - ließ ich nichts unversucht an die aktuellen und absolut originalen Artillerie-Befehle heran zu kommen, landete dafür auf Internetforen auf die ich nie wieder treffen möchte, - aber schließlich hatte ich sie!
- Als meine Krimi-Prota, Tala von Löwenstimm in einem Brotcafe ihre Waffe aus dem Holster zog um einem zu neugierigen Jugendlichen zu erklären was das für eine Waffe ist und was sie kann, das gleiche Schema, - diese Angaben müssen stimmen, koste es was es kostet.
Hemmschwellen, wie sie vielleicht Autoren an Stellen gehabt hätten lieb gewonnene Protas in den Kampf zu senden, hatte ich nie. Krieg war ein so selbstverständlicher Teil meines Erwachsenwerdens geworden, dass er mich schlicht nicht erschrickt. Anwidert, frustriert, niederdrückt - natürlich. Aber er macht mir weniger Angst als anderen. Das merkte ich längst. Dieses antiseptische Analytische auf das WKG Krieg herunter gebrochen hat, - vielleicht um das Eigenerlebte so besser zu packen zu bekommen, dieses rationale Betrachten des an sich nur Irrationalen, ich habe es gelernt.
Möge es mir helfen wo immer es mag.
