
Die Löwenstimmen - Eine Nachbetrachtung
Die Löwenstimmen
- Eine Nachbetrachtung
Man sagt immer wie wichtig es sei stets nur über das zu schreiben, das man kennt. Und jeder, der /die sich das Herzen nahm, erkannte rasch wie das was einfach klingt, nicht automatisch einfach bleibt.
Wie in einem der Videos bereits angesprochen, war es alleine dem Fehlen eines adäquaten Löwenstimm-Modells in den Stock-Archiven geschuldet, dass ich für die Bilder in den Büchern auf Aufnahmen von mir selbst zurück greifen musste. Talas Anlage war zuvor anders weil vor allem äußerlich unvernarbt geplant gewesen. Ihr Wundsein sollte eben nicht sofort jedem ins Augen stechen dem sie in den Geschichten gegenüber tritt. Anders als bei Konner Kollberg und seiner brandvernarbten Brust. Diese Verletzungen aus Schülerzeit durch einem Unfall im Chemie-Unterricht ragt über seinen Hemdkragen und macht so das ernste Naturell des Dienststellenleiters von Beginn an plausibler. Als die Gestalterin einer so komplexen Figur wie Tala von Löwenstimm lernte ich allerdings rasch wie sehr mir ihre Narben halfen zu verdeutlichen, wie es sich bei ihr um ein Trümmerstück handelt eines Lebens das aus vielen unterschiedlichen Verheerungen bestand.
Es gab freilich manches das ich ihr mitgeben konnte, darunter auch selbst Erlebtes und auch Erlittenes, aber hauptsächlich Recherchiertes und - ja, auch wenn es dünn klingt: Erfühltes. Empathie mit seinen Charakteren ist etwas Unbedingtes. Tala ist unbestritten meine bis dato schwierigste Figur, die ich auch darum nie zu sehr im Voraus planen konnte. Sie ist eine Prota, die mir faktisch ihr Leben aus den Händen nahm - und mir damit nicht mehr allzu viel Lenkung möglich machte. Ja, auch das passiert Autoren manches mal. Aber es ist eine gute Sache. Mir half es sehr diese komplexe Frau plausibel zu halten. Plausibilität, so wichtig!
Bei den drei Kriminalfällen konnte ich wieder anknüpfen an den Vorsatz über das zu schreiben, das man kennt. Natürlich waren meine Kenntnisse aus dem Reitsport nicht nur wertvoll, sondern bildeten nicht weniger als die solide Grundlage für den Einstiegsroman: "Das Leben ist kein Ponyhof".
Für das zweite Buch waren meine Kenntnisse in DIY geradezu bestimmend für den Erhalt eines Spannungsbogens bis knapp vor Schluss. - Meine gezielten Recherchen in den Bereich des Profi-Fußballs waren wenig erbaulich, taugten jedoch ums so mehr für den Entwurf des Benedikt Schnittker und der Misere, in der er sich in "Mit Hand und Fuß", wiederfand.
- Ja, und für den dritten Band schließlich, hatte ich - sicherlich sehr unfreiwillige Hilfe vom Theaterbahnhof Rechberghausen e. V. Dort hatte ich das zweifelhafte Vergnügen mir über eineinhalb Jahre ein ausgedehntes Studium egozentrischer, ja narzisstischer und unglaublich rücksichtsloser Pseudo-Schauspieler einzuholen. Die Beschreibungen, wie weit man in diesen Kreisen gehen würde dies oder auch das zu kriegen, sind nicht nicht ganz so weit hergeholt wie Leute denken würden, die diesen Blick hinter die Kulissen nie hatten. Das galt es zu nutzen. - Zugegeben, das dritte Buch hatte für mich an manchen Stellen fast therapeutischen Nutzen. - Wenn ich ganz ehrlich bin, war "Der nicht relevante Mord", eine Konstellation mit der ich verdächtig lange immer mal wieder so oder so ähnlich gespielt hatte. Mag sein sie war meine erste Krimi-Idee, lange bevor ich auf die Idee kam, ich könnte mich überhaupt mal an Krimis versuchen.



