Krönender Abschluss der Löwenstimm-Trilogie!
Löwenstimm -3-
Der nicht relevante Mord

Tala ist fassungslos. Ist der TV-Schauspieler und Serienkommissar Bernd "Berry" Goldbacher, wirklich gesehen worden, wie er hektisch von einem Tatort flüchtete? Die Zeugin ist sich sicher ihn wieder erkannt zu haben und Tala hin und her gerissen zwischen der Verehrung für den Schauspieler - und der Abneigung gegenüber dem dazugehörenden Mann und Menschen.
Den Ermittlungen hilft das nicht gerade und Lennart ist geforderter denn je die Kollegin am Fallgeschehen zu halten.
Konner Kollberg indes hat persönliche Gründe an Talas Gefühlschaos zu leiden.
Es ist vollbracht! - Auch der letzte Teil der Serie ist nun über Amazon verfügbar!
Die Testleser waren schon mal sämtlich sehr angetan, - vom Fall und seinen Protagonisten ebenso, wie von der Art wie es gelang die Serie und damit die Begleitung der Figuren von Tala, Konner, Lennart und dem Rest der Eckenburger Kommission, abzuschließen.
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Da im Fortlauf des ersten Kapitels einiges an Rückgriff genommen wird auf die beiden vorangegangen Fälle/Bücher, - und ich ja niemanden spoilern möchte, setzte die Leseprobe auf am Anfang des zweiten Kapitels.

Kapitel 1 ~ Künstlich ~
Aufgerissen lag die Nacht da, offen und ungeschützt. Der Mond hatte eingefallene Rippen und trug einen Umhang aus Lumpen. Er glaubte noch Wölfe wie Streiflichter über sich springen zu sehen, der Puls klopfte ihm in den Ohren. Halluzinationen, verdammte, Gaukelbilder verfluchte, dachte er. Der Regen tropfte in Punkten und Ringen in die große Pfütze neben seinem zertrümmerten Schädel. Seine Lippen suchten etwas, doch er erinnerte sich nicht. Das Blut schlingerte durch den Sand der losen Randsteine und mengte sich mit dem dreckigen Himmelswasser neben seiner Wange. Vor seinen Augen versank ihm die Welt. Er fühlte nicht. Der Schmerz war vergangen, nur das Herz schlug, pochte bebte, - doch vergeblich. Wars das?, dachte er - und starb.
Das bunte Gesicht Eckenburgs zerfloss seit gestern Morgen im emsigen Regen, endgültig hatte sich der Winter umgestülpt und wollte Frühjahr werden und sich wohl gleichsam dazu entschieden, die Schleusen zu öffnen und geöffnet zu halten. Zwar hielt der Tag seinen blassen Bauch ins Licht, aber so richtig hell wurde der Morgen nicht.
Die Spurensicherung hatte schon einen weißen Pavillon über die Fundstelle aufgebaut, auch die KTU war noch da und machte den Platz unter der schützenden Plane reichlich knapp.
Tala hatte sich wohl weißlich heute früh für ihre wasserfeste Reitjacke entschieden. Sie hatte immer schon gefunden, Reiter hätten die allerbeste Outdoorkleidung. Die über gezogene Signalweste mit der strammen Aufschrift "Kriminalpolizei", verdeckte überdies den Aufnäher mit dem Trakehner Brandzeichen.
Lennart hatte den Kopf weniger zusammen gehabt, wie Tala wiederholt hatte feststellen müssen und wartete mit einer dünnen Cordjacke auf. Ihn fröstelte aber ihr Mitgefühl hielt sich in Grenzen. Zwar hatte die Ständige Mordkommission seit Wochen keinen wirklich neuen Fall mehr gehabt, aber ein guter Kriminalbeamter hatte immer mit allem zu rechnen, auch mit einer Tatortsmaßnahme mitten im Wolkenbruch.
Wie stets hatte der Kriminaldauerdienst, der KDD, den ersten Augenschein auf den Toten bekommen und Fotos gemacht - und wie immer hatte sich die Kriminalhauptkommissarin schwarz geärgert über deren mangelhafte Qualität. Wegen des Wetters hatte die Gerichtsmedizin darauf bestanden das tropfnasse Opfer so rasch wie irgend möglich auf den Tisch zu bekommen. Nachdem auch die Spurensicherung grünes Licht gegeben hatte, war der Tote abtransportiert worden. Zu dem Zeitpunkt hatten die beiden von ihrem Chef, dem Ersten Kriminalhauptkommissar Konner Kollberg gerade mal den Auftrag erhalten, zu den Neubauten an der Julmondis-Gasse im Alten Gerberviertel zu fahren und sich die Sache aus der Nähe anzuschauen.
Wennigkeit vom KDD war noch da. Geduckt wartete er auf das Eintreffen seiner Erzfeindin.
"Bei dem lausigen Licht waren bessere Aufnahmen einfach nicht drin!", versuchte er auch schon gleich eine Verteidigung, kaum dass sich Tala und Lennart unter dem Pavillon die Jacken ausschüttelten.
"Kopp zu!", kläffte Löwenstimm zurück, "Du Pfuscher!"
So war es abermals an Lennart versöhnlichere Töne anzuschlagen, damit man an Brauchbares kam. "Was wissen wir schon über das Opfer?"
"Frank Hämmerle, 54 Jahre, verheiratet, keine Kinder, lebt in der Kussmund-Straße 34a. Gearbeitet hat er im Vermessungsamt. Über ihn haben wir nichts im System. - Interessant ist nur, dass er einer der beiden Vorsitzenden des Theatervereins Gleis 4 ist. Das ist so ein Amateurtheater, das sich im alten Bahnhof an der stillgelegten Linie der alten Käscher-Bahn eingerichtet hat, draußen in Perlekrug."
"Kenne ich, nette kleine Bühne haben sie da rein gezimmert. Aber was sie da spielen ist zuweilen völlig verkopftes Zeug", suchte sich Tala anhand der Spurentafeln der SpuSi und der noch sichtbaren Lage des Opfers ein erstes eigenes Bild zu machen, ehe sie schon wissen wollte: "Wer hat ihn gefunden?"
"Ein Anwohner, der auf dem Weg zur Frühschicht war und den Toten hier liegen sah. Es sagt, er wäre gegen 5 Uhr aus dem Haus gegangen, hätte hier an der Baustelle kurz Windschatten gesucht um sich eine Zigarette anzuzünden und hat ihn dann hier liegen sehen. - Die KTU meint aber er wäre sicher schon länger hier gelegen, er und die Kleidung war komplett durchnässt. Hanselmann von der Gerichtsmedizin schätzte aufgrund der Leichenstarre und der niedrigen Temperaturen der Nacht, den Todeszeitpunkt auch eher auf gegen Mitternacht. - Todesursache: Gewalteinwirkung gegen den Kopf, aller Wahrscheinlichkeit nach mit diesem Pflasterstein hier", ließ Wennigkeit den in einer Asservatentüte steckenden steinernen Quader zwischen seinen Fingern baumeln. Nur noch schwach ließen sich Reste von Blut darauf erkennen. "Damit hat man ihm mit einem einzigen Hieb das Schläfenbein zertrümmert, der Tod trat in weniger als einer Minuten ein, meinte er. Für mehr reicht die Spurenlage noch nicht."
"Ein Glück sind Fingerabdrücke nicht wasserlöslich. Da bleibt der Forensik hoffentlich genug Material für eine erste Spur."
"Die Pfütze hier", nickte Tala bedenklich, "muss voller Blut gewesen sein. Aber der Regen der Nacht hat das allermeiste wieder heraus geschwemmt. Opfer und Stein lagen lange unter dieser Wolkendusche."
Kapitel 2 ~ Künstler ~
"Polizeipräsidium Eckenburg, Polizeiobermeister Nolde am Apparat?""Ja, hallo? Bin ich da bei der Polizei?"
"Nein, ich bin bei der Polizei. Sie haben nur hier angerufen."
"Ach so. - Ich rufe an wegen diesem Toten im Gerberviertel. Bitte, wer ist dafür zuständig?"
"Die Kommission von EKHK Kollberg, soll ich Sie zu ihm durchstellen?"
"Kriminalpolizei Eckenburg, Mordkommission, - Kollberg?
"Guten Tag, mein Name ist Magdalena Dezel. Sind Sie zuständig für den Toten im Gerberviertel?"
"Allerdings. Können Sie uns etwas darüber sagen?"
"Ich habe den Mann gesehen, der es getan hat."
"Sie haben den Täter gesehen?"
"Heute Nacht, da habe ich gesehen, wie er sich erst über den Mann am Boden gelehnt hat, dann ist er aufgesprungen, als er mich gesehen hat - und dann ist er los gerannt, direkt auf mich zu! Beinahe hätte er mich umgerissen! Aber ich habe ihn genau erkannt!"
"Von wem reden Sie bitte?"
"Von diesem Schauspieler, diesem Bernd Goldbacher!"
" - Goldbacher? - Wie kommen Sie denn darauf?"
"Erkannt habe ich ihn, ganz sicher! - Und auch das linke Bein, das krumme, das hat er auch gehabt!"
"Gute Frau, sind Sie sicher, dass Sie das nicht verwechseln? - Bernd Goldbacher agiert im Fernsehen vor einem Millionenpublikum, - hatte der Mann der auf Sie zu rannte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schauspieler...?"
"Nein! Ich sage Ihnen, es war der Bernd Goldbacher! Ich sehe diese Polizei-Serie seit Jahren, ich weiß doch ob der da leibhaftig vor mir steht, oder ein anderer!"
"Gut, gut, Frau Dezel. - Ich schlage vor, Sie kommen hierher und wir nehmen Ihre Zeugenaussage auf und klären die Sachlage dann ab, einverstanden?"
"Nein, nix! Keine Zeugenaussage! - Ich habe nur angerufen, um Ihnen eine Mitteilung zu machen! Weiter nichts! - Den Goldbacher, den müssen Sie mal fragen und tüchtig verhören, - nicht mich!" - Es knackte in der Leitung, dann das Leerzeichen der Telefonvermittlung des Präsidiums.
Nachdenklich betrat Konner den Beratungsraum mit den besetzten Tischen seiner Kollegen.
Tala und Lennart hatten die Mitgliederliste des Theatervereins mitgebracht, sich die Adresse der Ella Wollodia heraus gesucht und waren abermals bereit zum Aufbruch gewesen, da hielt sie ihr Chef auf: "Moment, Sie beide! - Ich hatte da gerade einen Anruf einer Zeugin, die gesehen haben will, dass sich niemand geringeres als Bernd Goldbacher beim Toten aufgehalten haben soll. Erst soll er sich über ihn gebeugt und dann beim Eintreffen der Zeugin, fluchtartig den Ort verlassen haben."
"Mein lieber Kokoschinski! - Goldbacher? DER Goldbacher?", - Krell machte große Augen und eine gewichtige Miene. "Die Promis geben sich bei uns ja die Klinke in die Hand in letzter Zeit. Da muss sich was rum geschwiegen haben, oder?"
"Etwas ernsthafter Kalle!", mahnte Konner. "Sie behauptet fest, ihn wieder erkannt zu haben - auch sein krummes linkes Bein will ihr aufgefallen sein. - Es ist doch sein linkes Bein, das so ein bisschen krumm gewachsen ist, Tala?"
"Äh, ja, ich glaube..." - Ihr junger Kollege traute seinen Augen nicht. Die Frau wurde rot.
"Sie sind doch Fan von ihm, wenn ich mich recht erinnere?" - Er konnte sich täuschen, aber der gute Konner Kollberg hatte da doch einen deutlich verkniffenen Zug um den Mund?
"Das... das ist ziemlich her. Und Fan, das trifft es nicht annähernd..."
"Na komm schon", neckte Krell, "der Goldbacher mit der Silberzunge! - Diese Stimme! - Damit raspelt der schon Süßholz wenn er nur beim Bäcker ne Tüte Semmeln bestellt! - Die Frauen fallen reihenweise wenn der nur den Mund aufmacht!"
"Früher vielleicht", winkte sein Tischnachbar ab, "da war er wohl schwer um die Häuser, aber der ist jetzt fast in meinem Alter, da bleiben die Hörner unten, glaubs mir!"
"Pah! - Das ist kein halbes Jahr her, da habe ich ihn oben hocken sehen in der alten Jägerklause, mit ner Champagnerbuddel auf dem Tisch - und alleine war er nicht, das magste mal glauben!"
"Was auch immer!", schnitt Kollberg ungewohnt scharf dazwischen. "Zu diesem Zeitpunkt der Ermittlung kann und will ich das nicht ungehört lassen. - Sie beide", deutete der Chef wieder auf die Frau und ihren jungen Kollegen, "fahren zu erst zu diesem Goldbacher. - Wir müssen wissen, ob sie einander kannten, ob es eine Verbindung gegeben hat zwischen den beiden Schauspielern - und auch wo er heute Nacht gewesen ist."
"Warum wir?", beschwerte sich Lennart prompt. "Könnten das jetzt nicht mal die anderen beiden machen?"
"Ich möchte auch wissen, weshalb er und ich diesen Besuch machen müssen?", schaltete hier auch Tala von Löwenstimm auf stur. "Voraus gesetzt wir bekommen ihn überhaupt zu fassen..."
"Wir sind keine Reporter des Boulevard, wir sind Mordkommission, Herrschaften. Wir klingeln nicht höflich um Interviewtermine an, wir holen diese Interviews. - Wir haben den Hinweis, dass er am Tatort war, - bei der Leiche! Wir wissen, dass es sich dabei um keine Dreharbeiten gehandelt haben kann, ergo ist er für uns so interessant wie jeder andere über den wir solche Informationen bekommen - und genauso wird er auch behandelt. - Ich vertraue auf Ihre Professionalität, Tala, Lennart. Sollten Sie aber der Meinung sein, dass ich das nicht mehr kann, sagen Sie es ruhig und ich schicke die beiden Männer."
"Mit anderen Worten, Sie misstrauen der Professionalität dieser beiden anderen hier? - Sehen Sie nicht? - Tala ist es unangenehm zu diesem Kerl zu fahren..."
"Unangenehm? - Spinnst Du? - Ziehst Du etwa Luft, oder so was?"
"Im Fall des Erstligaspielers Schnittker, haben Sie beide eine überdurchschnittliche Empathie an den Tag gelegt, der Dank des Fußballers ist Ihnen ewig gewiss. Wenn jemand Bernd Goldbacher auf bekommt, dann Sie beide."
"Goldbacher ist kein Schnittker!", widersprach Tala Konner ungewohnt heftig. "Er ist schwierig. Ein kantiger Charakter und ganz nebenbei ein verdammt guter Schauspieler. Der kann uns mit seinem Spiel an der Nase bis zum Sankt Nimmerleinstag herum führen und wir würden es unmöglich merken!"
"Mag sein, diese Lage klärt sich ja schon während des allerersten Gesprächs. Wenn er ein Alibi hat, ist er ja aus dem Schneider. Und Sie beide brauchen nie wieder sein Haus anzusteuern."
"Sein Blick aus stechend blauen Augen zielt noch immer auf die Mitte der Herzen seiner meist weiblichen Fans. Die dichten Haare grau meliert, das Gesicht markant und gereift und Lippen die genau wissen wie Frauen küssen. - Bernd Goldbacher (64) spielt den Serienkommissar Lenski in der erfolgreichen Vorabendserie "Kommissar Kassio", mit einer Verve und Präsenz, die nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt haben. Sitzt man neben ihm, spürt man eine ungemein männliche Aura...", Lennart ließ sein Smartphone sinken: " - Wann hast Du denn bitte Zeit eine Vorabendserie zu gucken?"
"Schon mal was von Mediatheken gehört?"
"Du stehst auf den? "Das Alter hat mich nur stärker gemacht." - Interview mit einem der wenigen verbliebenen Charakterköpfe im deutschen TV..."
"Willst Du mir jetzt jede Zeile der letzten 20 Jahre über den um die Ohren hauen? - Zündschlüssel, Zündschloss - und dann los hier, aber villa! - Wir müssen danach noch zu der Wollodia - und die Berichte schreiben sich hinterher auch nicht von selbst!"
"Donnerwetter, Du bist ja ganz hübsch nervös...!"
"Muss Konner mir den Vortrag halten von wegen wir kümmern uns um keine großen Namen - und das alleine nach dem letzten Fall?"
"Was willst Du? - Er ist eifersüchtig!"
"Wie! Oft! Noch? - Ist er nicht! Er sorgt sich um meine Durchschlagskraft, mein Rückgrat bei den Ermittlungen, meine Chuzpe, meine Energien - und das ist schlicht unglaublich!"
"Tala, entschuldige, ich stand neben Dir und habe gesehen, wie Du rot geworden bist - und der liebe Chef sah das ebenso! - Du bist nervös! - Du stehst auf Kommissar Kassio...!"
"Kassio Lenski ist ein Idiot! So wie der ermittelt, kriegten wir unsere Täter in Jahrzehnten nicht!"
"Die raffen diese ganzen Sachen eben, die Realität hätte niemals Chancen beim Publikum."
"Der Goldbacher", erklärte Tala nachdem der BMWuppdich endlich durch den gemauerten Rundbogen des Präsidiumsparkplatzes gerollt war, "ist ein hervorragender Schauspieler, das sagte ich ja schon. Er beeindruckt - und er weiß das auch. Ich habe meine Probleme mit dem Mann, wenn Du es genau wissen willst."