Kampfspur 

Kriminalroman

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Lange hatte ich mich gegen das Genre gesträubt. Doch trotz des harten Falles, hat es unerwartet Spaß gemacht diesen kleinen Roman zu schreiben. 




Arthur Fischer, - Kriminalhauptkommissar und Leiter der Dienstellle Mord in Rundstadt, hat noch ein paar Monate bis zu seiner Pensionierung. - Vor sieben Jahren kostete ihn ein heftiger Übergriff gegenüber einem Geiselnehmer fast die Karriere. Die Therapie bei dem umstrittenen Gutachter Wallberg dann, hätte ihn beinahe den Rest seines Verstandes einbüßen lasssen. Aber die Bekanntschaft zu Lara Caanitz, die ebenso im Institut "therapiert" hätte werden sollen, half ihm mit dem Tiefschlag fertig zu werden. - Nach Therapeutenwechsel glückte Fischer der berufliche Neustart in der Ersten Kommission Mord. - Lara Caanitz verschwand aus seinem Leben und er begriff wie tief er für sie zu fühlen begonnen hatte.

- Der Leser begegnet Arthur am Vorabend eines Mordes, der ihn in die Abgründe eines Neo-Nazi-Milieus blicken lässt und begleitet ihn auf einer heiklen Reise durch ein Dickicht aus Tod und Tücke, Hass und Intrige. - Wartet ein Glück am Ende des Weges?

Leseprobe aus Kapitel 3: 


Er kam an Grenzen. - Der Fall zog neue Kampfspuren in ihm. Tiefe.

Er kam ja aus einer Tiefe. Die ungeahnt war. Wie ein Schock überhaupt nur tiefste Tiefen in einem greifen konnte, so übermannte ihn der Anblick des Geprügelten in der Tiefgarage. Das entsetzte Gesicht des Jungen vom SEK, der ihn zu Boden drückte und anschrie.
Tiefpunkt.
Nullpunkt.
Und gerade als alles Bewusstsein in ihm aufklarte, als Marita ihn hindurch lotste von Sitzung zu Beratung, vor immer neue Entscheidungsträger hin, die irgendetwas rieten und dann beschlossen. Gerade als sie sich zu ihm hinunter beugte an ihm rüttelte und er endlich wieder etwas von allem Aufruhr um ihn, aufnehmen konnte, - Wallberg.
Nach Einsicht in seine Akten, hatte der Psychologe und Gutachter, ihn kurzerhand in sein Institut einweisen lassen, mit Billigung der Präsidiumsspitze, wie es ausdrücklich hieß. Schon damals galten Wallberg und seine Methoden als nicht unumstritten. Er stand im Ruf seine Probanden und Patienten mit rigiden Maßnahmen einer Verbesserung ihres Verhaltens "zu führen zu können". - Dazu zählte das Eindringen in die psychische Konstitution um sie , wie er es nannte: "Herunterzubrechen auf Null." Die Gewalterfahrung könne nur aufgearbeitet werden, "befände sich die betreffende Person am selben Punkt einer aufgelösten Bewusstheit, wie zum Zeitpunkt der Tat", las er dazu später einmal in einem Fachartikel von ihm. Die Zeitschrift war ihm anschließend aus zitternden Händen geglitten.
Dass er dafür Worte fand, dieser Mann. Das müsste doch unmöglich sein, eigentlich.
Seine Erinnerung setzte ein, wie er unter diesem großen Baum gelegen hatte. Die Sonne hatte geschienen, eifrig von einem sehr blauen Himmel. Sein Gedächtnis gab nichts her wie er dorthin gekommen war, - wo er überhaupt war. Da war nichts außer der Wiese unter sich und wippenden Ästen über ihm. Darüber hinaus eine völlige Lähmung allen Denkens, aufgelöst und weg geätzt alles Absichtliche, alles Gewollte, - alles Eigene.
Bleierne Müdigkeit um die doch kein Schlaf kreiste. Ein Wrack ohne Namen. Buchstäblich.
Er hatte sie nicht kommen hören, nicht gemerkt wie sie sich still neben ihn gesetzt und dann gelegt und einfach seine Hand genommen hatte. Es war eine kühle Hand, nicht groß aber das schönste Gefühl. Überhaupt - ein Gefühl, ein Impuls. - Er drückte die Hand und hielt sie fest. - Er atmete. Ein und aus und spürte wie er es tat. Hörte seinem Atmen zu. Und da über ihm waren auf ein Mal nicht nur Äste gehangen, regend im Wind. Da rauschte Laub, da tschilpte diese eine Amsel so laut und so kräftig. Jenseits hüstelten Motoren. Die Sonne brannte auf der Haut, der Wind zauste an seinen Haaren. - Diese Momente ankerten so fest in seinem Ich.
Irgendwann, inmitten dieses kleinen Wunders, hatte er den Kopf gedreht und da war sie gelegen, gleich neben ihm, den Blick in den Ästen. Sie hatte sich zum ihm gewandt. Blaue Augen. Das war alles was in ihn drang. Er hatte sich wieder zu rühren versucht. Aber die Müdigkeit wirkte. Kaum dass er den Kopf und die Schulter etwas anheben konnte. Er zog seinen Kopf in ihren Schoß. Er mochte ihren Geruch. Sofort war er eingeschlafen, - regelrecht weggetreten.
Jetzt hier in dieser Nacht schlafen können, wie an jenem Nachmittag. Im ummauerten Garten des Wallberg-Institutes. Den Kopf voll von Nichts. Die Hand voll mit Lara.
Ein Gong hatte ihn geweckt, ein metallisch elektronischer Laut, der durch den Bau der alten Pferdeklinik ebenso gehallt war, wir durch das Grün der kleinen Parks zu dessen Füßen. Sie war ihm leicht durch die Haare gefahren: "Arthur...? - Arthur Fischer, - wir müssen aufstehen!", hatte sie leise gemahnt.
Wie deutlich er sich erinnern konnte, wie wach er gewesen war. Plötzlich. Die Augen aufgeschlagen, den Namen gehört und sich aufgesetzt hatte. Sein erster Blick bannte die Mauer um ihn herum. Arthur Fischer war hier nicht, hatte er gedacht, unmöglich dass er gefangen war.
Erschrocken hatte er sich zu ihr umgedreht. Zu der Frau mit der Hand. Sie hatte die Arme inzwischen um die angezogenen Beine gelegt und hatte kurz eine Idee verunsichert gewirkt. Ein unebenes Gesicht, weich, fast kindlich und diese klugen kornblumenblauen Augen. "Willkommen, Kriminalhauptkommissar Arthur Fischer", hatte sie schließlich zu ihm gesagt. "Willkommen im Institut von Dr. Jörg Wallberg."
Sie verstand sofort, was ihm gefehlt hatte. Was mit perfider Akribie von ihm abgeschraubt worden war: Das Selbstverständnis von sich. Das Sein in der Welt. Nicht weniger.
Sie war aufgestanden: "Wir müssen. - Essen hält Leib und Seele zusammen. Was das betrifft müssen wir hier gut auf uns aufpassen." - Weiche Wärme.
Und er hatte ihre Hand gegriffen, sich hochgezogen, war einfach so auf seinen Beinen gestanden, leicht schwankend zwar. Aber die Beine trugen ihn hinauf ins Haus und in den Speisesaal. Ihm war als wäre er nie hier eine Erhebung hinauf oder hinunter gelaufen, den Saal, die weißen Holzbänke von den Tischreihen, - er hatte keine Erinnerung an all das.
- Noch heute konnte er den Geruch von Hagebutte-Tee nicht ausstehen, so überlagert hatte dieser rote Guss der aus den Blechkannen dampfte seinen Eindruck von Nahrhaftem in jenen zehn Tagen.
Da waren sie gesessen, nebeneinander und er hatte kaum vermocht sie los zu lassen. Wie ein erschrockenes Kind. "Arthur Fischer", hatte er in sich hinein genickt. Tatsächlich, der saß hier und harkte durch den Kartoffelbrei. Wie lange er brauchte es zu fassen.
Er hatte sie sich angesehen und fast zu spät gemerkt, wie wenig sie das mochte. Erst als sie plötzlich die Gabel aus der Bratwurst zog und angestrengt vor sich auf den Teller starrte, war ihm der Fauxpas bewusst geworden. Hatte sich leise zu ihr hinüber gebeugt und entschuldigt.
"Hast du mir deinen Namen gesagt und ich habe ihn nur vergessen?"
"Lara. - Lara Caanitz. - Ein C zwei a."
"Nun denn", hatte er gesagt "Lara ein C zwei a... - Woher wusstest du wer ich bin?"
Sie lächelte etwas und erst jetzt war ihm aufgefallen, wie ein Narbe am Kinn dafür sorgte dass sich die Haut unterhalb unglücklich verschob und so das Gesicht etwas schief stellte. Nicht dass es ihn störte. Er war keine Sechzehn mehr und hatte viel zu viel erlebt. Er war vor schönsten Frauen gestanden, die entsetzliche Morde begingen.
Aber in Lara sah es anders aus. Sofort deckte eine Hand das Kinn ab. Als hätte sie sich bei etwas Verbotenem ertappt. Wo in ihm bereits zu diesem Zeitpunkt nichts als Zutraulichkeit und vor allem Zuneigung entstanden waren, wurde sie von etwas Zurück gehalten über dessen Ausmaße er sich lange nicht klar geworden war.
"Unterhalb meines Fensters steht die Bank auf der die Pfleger rauchen. Kleines Extra für mich das Wallberg eingebaut hat, weil er weiß, dass ich das nicht ausstehen kann. - Aber zuweilen hat das eben den Vorteil, dass ich deren Gespräche schön belauschen kann. - Du warst bereits öfter Thema", - war sie ernst geworden: "und du musst wirklich aufpassen. Du warst Verhandlungsführer bei Geiselnahmen? - Das bedeutet für Wallberg es bei dir mit jemandem zu tun zu haben, der auf seinem Gebiet Vorkenntnisse hat. All dein Knowhow im Bereich Psychologie, die Erfahrungen Leute die an der Kante zu einer Gewalttat stehen mit Reden und Verhandlungen davon abzubringen, - macht aus dir eine lang ersehnte Spielwiese für den Herrn. - Er wird versuchen Stück für Stück alle Persönlichkeit von dir abblättern zu lassen, bis von dir nur noch der Rohbau eines Menschen übrig ist."
"Bin ich hier ein Gefangener?"
"Du bist hier auf ausdrücklichen Wunsch deines Präsidiums. Ich würde sagen, so gut wie."
Sie hatte an ihrem Glas Wasser genippt. Dann etwas davon in sein Glas gegossen.
"Keine Sorge, keine Marotte", hatte sie beruhigt und dann kurz mit dem Kopf in Richtung des Treppenaufganges genickt. "Ihm gefällt nicht was er sieht."
Dort hatte Wallberg gestanden. Die Wut in den Augen des Mannes sah er noch heute vor sich.
"Du bist hellwach. Und sitzt neben mir."
"Ich verstehe nicht."
"Schlafentzug. - Du trinkst morgens deinen O-Saft bist den ganzen Tag müde, kannst aber nicht einschlafen. - Du trinkst abends deinen Tee und denkst du könntest die ganze Nacht an der Tischtennisplatte stehen und olympische Medaillen erringen. - Nicht dass ich es genau wüsste, aber eine andere Erklärung als dass da künstlich nachgeholfen wird, habe ich dafür nicht. Das geht hier zu vielen wie dir seit du seit du vor drei Tagen hier ankamst. - Ich rühre den Saft nicht an und muss es auch nicht - Fruktose-Intoleranz. Und so weit in meinem Kopf überhaupt noch irgendetwas stimmt, - läuft das soweit einwandfrei. - Abends und über Tag hole ich mir das Trinken aus dem Hahn. Und finde meinen Schlaf." - Sein Schweigen hatte sie etwas nervös werden lassen, trotzdem: "Du kannst nun natürlich denken, du bist in einem Irrenhaus gelandet und neben dir hat eine Platz genommen die nicht mehr alle Murmeln im Spiel hat. Ich leide aber unter keinem Wahn oder anderen Manien. - Der Herr da drüben will mir gerne das Borderline an die Wange kleben und obwohl er mir das gerne einreden will, trage ich keine imaginäre Bombe um den Hals die sekündlich hoch gehen kann. - Du kannst das mit den Getränken natürlich selbst versuchen heraus zu finden. Als der Kriminaler der du bist, solltest du es sogar, schon um nicht aus der Übung zu kommen. Aber ich rate dir davon ab."
Er hatte ihr alles geglaubt. Sofort. - Nicht weil alles logisch erschienen wäre, die Situation ohnehin so brutal auf ihn eingewirkt hatte, dass er diesem Ort auch solche Schurkereien zugetraut hätte. Sondern weil sie dort saß und es sagte. So ernst so klar, so herb verbraucht von einem Leben und doch erstaunlich rein in ihrem Geist. Etwas Unfertiges war an ihr und um sie herum. Etwas an ihr schien nicht erwachsen geworden, nicht gesichert. Er konnte später noch beobachten, wie sie eine Schüchternheit in Dingen haben konnte, die eine lebensreife selbstbewusste Frau kaum zwei Gedanken Wert gewesen wären. Sie zog sich nicht für Männer an, für Schminktipps hatte sie keine Verwendung, ihr Verstand arbeitete hervorragend, wie er fand, - aber leider meistens gegen sie selbst.
Für ihn wurde sie zum schönsten Menschen, der ihm je begegnet war. Sein eigenes Wunderbar. Ein Herzklingeln. Ein Sehnsuchtsort.
Ihres Lebensergebnisses willen hatte man sie bei Wallberg einquartiert. Er hatte lange gebraucht wirklich zu verstehen was das hieß. (...)

- Der Kaffee geißelte seine Geschmacksnerven. Arthur hatte spät in den Schlaf gefunden. Ihn drängte nichts ins Präsidium. Schon seit einiger Zeit erlebte er bei sich wie die Aussicht auf sein Team zu treffen ihn mit einem gewissen Widerwillen füllte. Er tat sich schwer es zuzugeben, aber seine Leute waren ihm kein Krafttank mehr, - sie zehrten an seinen Nerven. Es war furchtbar und undankbar, keine Frage und doch - so musste er urteilen, unterlagen Solcherlei wohl den unbeschriebenen Gesetzen die das einsetzende Ausblenden seiner Rolle in ihrer Leben und Wirken, herauf beschwor.
Er öffnete beide Flügel seines großen Fensters. Die Zeitungsfrau war noch unterwegs, ihre Stirnlampe sichelte über den taunassen Gehweg. Die Menschen unten auf der Straße hatten ihre Zeit bereits zuhause gelassen. Doch noch war der Rand des Tages unberührt.
Und Lara eine Gedanke, - der weh tat.
Die Couch nörgelte als er sich darauf legte. Ein erster Versuch sich den Tag gedanklich zurecht zu legen.
Peter Hrobath stand oben auf der Liste. Bis er ihn begehbar bekam, konnte es dauern. Er schloss die Augen. Wie müde er noch war. Er driftete etwas.
Draußen blähte eine Amsel ihre Lungen und rief ihm durch das Fenster etwas zu. Er lag erstarrt, stumm und lauschte. Es schien ihm für absurd lange Augenblicke, dass der Vogel von einem Onkel berichtete der ihn unter eine Eiche hatte liegen sehen. Vor sieben Jahren sei es gewesen und ein Wesen wäre gekommen ihn zu einem neuen Leben zu erwecken. Und der Onkel nun ausrichteten ließ, er möge daran denken und daran glauben. - Manchmal kam sie wie ein Unwetter. Manchmal schmetterte eine Amsel ihr Bild in seine Tage. Er war nicht so stark, wie er schwach war.
Das Smartphone vibrierte auf dem Nachttisch.

Thomas Franek hatte schon die obligatorischen Frühstücksbrezeln in die Körbchen gelegt, der Kaffee röchelte sich gerade so durch die Maschine, als Fischer eintraf, den Mantel über die Zeder hängte.
"Morgen, Tom", lupfte er sich eine Braune aus dem hingehaltenen Geflecht und biss hungrig hinein. "Sobald Heiko und Jens da sind, holen wir Hrobath zum Verhör. - Kein großes Vorgeplänkel hier also heute morgen, - Tacheles!" - und verschwand, klappte den Laptop auf, meldete sich im System an. - Passworterneuerung wurde erbeten. Trotz, oder unerklärlicher Überschwang: Lara1C2aCaanitz - Sie war nicht tot, verdammt, - irgendwo da draußen musste sie sein! - Schluss mit dem Versteckspiel! - Finde sie, Idiot, - finde sie! - Die Shift-Taste knallte.
"Ist okay, Chef!", - wusste Franek ganz genau wann es Zeit war von Arthur keine Gemütlichkeiten zu erwarten.

Peter Hrobath übte schon mal das Posen, das Lümmeln im Stuhl, das Spreizen der Beine, das Ziehen einer Schnute das wohl etwas von der Unbeeindruckbarkeit deutscher Herrenmenschen berichten solle.
Arthur hatte genug gesehen. "Tom!", sagte er nur und trat vor die Tür des Vernehmungszimmers. Franek stellte sich ihm an die Seite. Sie nickten sich kurz zu, - dann schon krachte Fischer die Klinke herunter und betrat mit Verve den Raum.
"Guten Morgen, Herr Hrobath", knurrte er, ließ die Fallakte auf den Tisch fallen, ehe er sich dem Jungen gegenüber setzte.
"Wir kennen uns noch von gestern, Herr Hrobath, aber um der Form zu genügen, ich bin Kriminalhauptkommissar Fischer, das hier ist mein Kollege Kriminalhauptkommissar Franek. - Sie sind hier in der Vernehmung zum Mordfall Vrancur. Dieses Gespräch wird aufgezeichnet und Ihnen anschließend als Protokoll zu Verfügung gestellt werden. - Haben Sie das verstanden?"
"Ja, doch, laber laber laber!"
"Wir gehen davon aus, dass die gestern bei Ihnen gefundenen Samuraischwerter aus der Wohnung der Getöteten stammen. - Möchten Sie dazu etwas sagen?"
"Fick dich, Alter, ganz hart!"
Arthur blieb ungerührt und aufgeräumt: "Die Sache sieht nicht gut aus für Sie, Hrobath. - Sie waren der letzte der Saskia Vrancur lebend sah, Sie waren mit ihr am Tattag in der Wohnung. - Diese Schwerter haben Sie am selben Tag an sich genommen. - Die Frage ist also nur, vor oder nach ihrer Ermordung?"
"Damit habe ich nichts zu tun!", brauste der Junge schon auf, schob sich aus seiner Lümmelpose und schaltete auf Angriff.
"Sie haben die Schwerter, Hrobath, Sie haben etwas damit zu tun!", hob Arthur etwas die Stimme.
"Ja und? - Die hat sie mir geschenkt! - Sie wollte ja weg. Da hat sie sie mir gegeben, - einfach so!"
"Sammlerstücke, die sie sich mühsam zusammengespart hat und dann auch noch ohne die handgefertigten Ständer, ohne die sie nur die Hälfte wert sind? - Das glauben Sie doch selbst nicht!"
"Darüber hinaus haben wir das Smartphone der Getöteten bei Ihnen gefunden. Es befand sich in Ihrem Besitz. - Wie fügt sich das in ihrer Geschichte?", wollte Tom wissen und legte das Beweisstück in einem Plastikbeutel auf den blankgeputzten Tisch.
"Das Onlineticket für den Bus mit dem sie die Stadt verlassen wollte, ist auf dem Iphone, das wird sie Ihnen also kaum in die Hand gedrückt haben."
"Hrobath!", spülte Arthur eine erste Ladung Strenge in seine Stimme. "Sie haben diese Dinge gestohlen, geben Sie es doch zu!"
"Ne! - Sie hat sie mir geschenkt! - Bumms, fertig! - Könnt Ihr mir das Gegenteil beweisen, Ihr Pappnasen? - Nein, - okay, dann wars das uns ich haue hier ab!", - sprang er auf die Beine, doch noch schneller hatte sich Arthur erhoben, die Hand auf die schmale Schulter des Junge gelegt und ihn herb nach unten zurück auf den Stuhl gedrückt. "Sie stehen unter Mordverdacht, Hrobath! - Das hier ist eine Mordkommission! - Keine Spielbude für kleine Kinder mit einer großen Fresse!"
"Ich habe sie nicht umgebracht, - den Kleinen auch nicht!"
"- Wie kamen diese Gegenstände zu Ihnen? - Die sind Ihnen kaum nach gelaufen!"
"Gescheee-enkt!"
"Ist es wirklich zu schwer zu begreifen, dass Ihnen die Scheiße bereits bis zur Halskrause steht? - Nochmal, - zum Mitschreiben, Sie stehen unter Mordverdacht! Sie sind momentan der einzige der für dieses Verbrechen in Frage kommt!"
Arthur hatte einen ersten Treffer erzielt. "Das... das ist doch Blödsinn! - Was ist mit dem Diya? Hä? - Beziehungstat, - so heißt so was doch oder?"
"Diyamant Krasniq hat ein lückenloses Alibi! - Und, - wenn wir schon über Beziehungen reden, Markus Hoffmann hat ebenso eines. - Sie haben für eine solche Tat ein handfestes Motiv!"
"Mann, hast du Lack gesoffen? - Warum sollte ich Saskia umbringen - und noch ein Baby dazu, - krank im Kopf oder was, Alter?"
"Um an die Schwerter zu kommen? - Oder auch nur weil sie weg wollte? - Weil sie Sie hier alleine zurück lassen wollte, mit dem ganzen elendigen Gesocks das sich um Hoffmann rudelt? - Weil Saskia Sie verraten hat, als sie mit einem Ausländer angebandelt hat, statt mit Ihnen?"
"Was du für eine Scheiße labern kannst, Alter!"
"Ach, kommen Sie, Hrobath, sehen Sie sich doch mal an, - welchen großen Aufriss haben Sie denn im Leben schon abbekommen? - Da läuft nicht viel, hinsichtlich Knick-Knack möchte ich wetten. - Saskia Vrancur war das einzige weibliche Geschöpf weit und breit das sich mit Ihnen abgegeben hat. - Da bildet man sich natürlich schnell mal was ein. Erwartet mehr, irgendwann. Na, und wenn das dann ausbleibt, sie dann auch noch mit einem anderen Kerl abrauschen will, einfach so bei Wind und Nebel, ja da reißt dann schon mal was!"
"Deswegen bringt man doch niemanden um! - Verdammte Scheiße, - ja ich war sauer als ich es gehört habe! - Weil das einfach eine Scheiß-Aktion von ihr war!"
"Junge, - als wir gestern bei dir waren", brach Arthur bewusst nun die Barriere zwischen Beamten und vorlautem Buben und war dennoch nicht bereit die Schärfe aus seiner Stimme gänzlich zu dimmen, "waren deine Augen rot geheult! - Du warst fix und alle! - Dass sie weg wollte, war eine einzige Katastrophe für dich! - Und die wolltest du verhindern. Verhindern mit allen Mitteln!"
Ein erster Riss fraß sich durch die gehässige Fassade. "Das war einfach nur scheiße!", klang er nun schon eingedrehter.
"- Was hast du getan? - Spucks aus, Mensch!"
"Ich habe sie nicht umgebracht." - Kaum dass man ihn hörte. Den Blick den er Arthur Fischer ins Gesicht warf dabei, enthielt immer noch Abscheu, aber es war keiner mehr die ihm am liebsten die Eingeweide heraus gerissen hätte. - Peter Hrobath war an dem Punkt, an dem sich das ganze Gespräch neu fädelte.
Er schwang bereitwillig ein, fuhr die Stimme herunter, entspannte seine Züge, entließ ihn aus seinem steinigenden Blick. "Wer war es dann?"
"Weiß ich nicht. Weiß nur dass das alles irgendwie ganz blöd gelaufen ist."
"Na, Junge, weiter. Bist doch schon auf dem halben Weg", senkte der Kommissar die Stimme nochmals.
Peter blickte auf und zwischen den beiden Männern hin und her. Er schien einen Anfang zu suchen.
"Vorgestern da war ich mit den Kameraden zusammen drüben am Schuppen am Wald. Da treffen wir uns. Der Hoffmann war nicht da. - Der Alex hatte da was aufgeschnappt, dass der Hoffmann was vorhätte. Mit der Saskia. Dass er da was nicht zulassen kann. Na, da habe ich mir halt Sorgen gemacht, weil ich ja wusste, wie er einen Hass auf sie hat! - Ich wollte auch gleich zu ihr hin und sie warnen. Ist mir aber was dazwischen gekommen, - so zusagen. Naja, und dann bin ich was später hin und da sehe ich die beiden, wie sie unten stehen vorm Haus. Und reden. Also nicht keifen und Gestreite und so ein Scheiß, sondern geredet, okay? - Die Haustür war auf und da bin ich dann rein und habe mich versteckt. Oben auf der Treppe zum Hängeboden. Ich wollte sie warnen, echt! - Darum wollte ich auch nicht dass der Hoffmann mich sieht, falls es mit ihr hoch geht in die Wohnung. Was weiß ich... ? Doch nur sie kam hoch und ich wollte ihr auch gleich sagen, was Phase ist, - aber da klingelt sie schon bei der Zoller. Die war aber nicht da. Ist dann in ihre Wohnung rein, - aber gleich wieder raus - und hat die Tür nicht zugezogen. Sie ist dann runter zur Wilkens. Die war da - und die hat sie dann gefragt nach Koffern, ob sie sich die leihen könnte, - weil sie mit dem Cassian weg müsste. Schnell und noch die Woche. Und dann sagt sie das einfach so, dass sie nicht wieder kommt, dass sie mit dem Diya nach Stuttgart zieht, der hat da Verwandtschaft hocken, kriegt nen Job... Ich hab gedacht ich raste aus! Ich hab nur gedacht, dass das unmöglich ihr Ernst sein kann", schluchzte er laut auf, hieb mit beiden kleinen Fäusten auf die Tischplatte. Dann verschränkte er die Arme darauf und vergrub sein Gesicht darin. (...)



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